Heinrich Heine

Eintrag in Walther Killy - Literaturlexikon

Beitrag von Volkmar Hansen

Heine, Heinrich (Christian Johann), bis 1825: Harry, 
* 13. 12. 1797 Düsseldorf, † 17. 2. 1856 Paris; 
Grabstätte: ebd., Cimetière Montmartre. - Lyriker, 
Erzähler, Essayist, Journalist, Dramatiker.

Drei Erfahrungen prägen bis 1816 die Kinder- u. 
Jugendjahre im niederrheinischen Residenzstädtchen 
Düsseldorf: das jüd., von Abkapselung freie Eltern-
haus, eine sorgfältige schulische Erziehung u. die Ein-
drücke wechselnder polit. Herrschaft. Das lebendigste
Bild von dem bürgerl. Elternhaus, in dem H. als älte-
stes von vier Kindern heranwächst u. ein bleibendes 
Gefühl für Familie u. Großfamilie entwickelt, vermit-
teln die unvollendet geblichenen Memoiren. Der 
Vater Samson, ein nicht unbemittelter Textilkauf-
mann, wird von H. als leichtlebige Natur charakteri-
siert, während die Mutter Betty (Peire), geb. van Gel-
dern, ehrgeizige Lebenspläne entwirft. In der angese-
henen Familie werden Glaubensregeln nicht mit bes. 
Strenge gehandhabt; das Jiddische lernt H. beiläufig, 
das Hebräische wird in Gründzügen vermittelt. Seine 
Schulbildung setzt mit einer Grundstufe im Franzis-
kanerkloster ein u. wird mit dem Gymnasiumsbesuch 
bis etwa 1815 weitergeführt. Ein spätaufklärerisch-
frz. Geist prägt das Institut, das einen umfassenden 
Überblick vermittelt. H. hat zunächst noch 
Privatunterricht erhalten, um »Strategiker« oder »Ad-
ministrator« unter Napoleon zu werden, u. später eine
Handelsschule besucht, die den Grundstock zu seinen 
Englischkenntnissen gelegt hat. In die individuelle 
Entwicklung greifen die Revolutionskriege ein: Seit 
1795 ist die andere Rheinseite ein Stück Frankreich, 
im März 1806 wird das rechtsrheinische (Groß-)Her-
zogtum Berg ein frz. Vasallenstaat, von Juli 1808 bis 
Nov. 1813 von Napoleon regiert. Der Code Napole-
on, 1810 eingeführt, räumt Juden eine leicht erweiter-
te Rechtsstellung ein. Eine Welle religiösen Nationa-
lismus erfaßt 1814, als die preuß. Verwaltung be-
ginnt, auch H. Die spätere scharfe Kritik an den 
Deutschtümlern ist Folge einer Neuorientierung in 
den 20er Jahren.
Die Jahre berufl. Ausbildung setzen 1815 mit kur-
zen Volontariaten in Frankfurt/M. ein, in einem 
Bankhaus u. bei einem Gewürzhändler. 1816-1819 
ist H. in Hamburg, zunächst als kaufmänn. Lehrling 
im Bankhaus seines millionenschweren Onkels Salo-
mon, der ihm 1818 die Gründung eines Manufaktur-
warengeschäfts ermöglicht. Das Unternehmen schei-
tert, weil H.s Vater, der unter epilept. Anfällen leidet, 
sein Geschäft über Wechsel auf den Sohn (u. damit 
mittelbar auf den Bruder Salomon) zu retten sucht. 
1819 werden beide Geschäfte liquidiert. Die drei 
Jahre in der Hansestadt stehen im Zeichen erster, 
konventioneller oder schauerromant. lyr. Versuche u. 
der unerfüllten Liebe zu seiner Kusine Amalie. 1817 
erscheinen als erste Veröffentlichungen in »Hamburgs
Wächter« die »Minnelieder« Der Traum u. Die 
Weihe, Gedichte des rheinischen Madonnenkults, der 
in der Wallfahrt nach Kevlaar seinen Höhepunkt fin-
den wird. Intensiver fällt jetzt die Beschäftigung mit 
zeitgenöss. Literatur aus, mit der Romantik (Fouqué, 
Hoffmann, Kerner, Müllner) wie mit dem Goethe des 
Tasso u. des Faust. Er liest u. übersetzt Byron.
Der Erfolg des sechsjährigen, vom Onkel finanzier-
ten Studiums, das H. im Juli 1825 mit einer Promo-
tion über zivilrechtliche Thesen abschließt, verdeckt, 
wieviel Spielraum er sonstigen Interessen gegeben 
hat. In seinem Fach hört der als fleißig geschilderte 
Jurastudent seit dem Winter 1819 an der preußischen 
Rheinuniversität Bonn nur die Pflichtkollegs, verfolgt
aber ebenso eifrig Lehrveranstaltungen zur deutschen 
Geschichte u. zur deutschen Literatur. Der liberale Ju-
rist Welcker, der spätaufklärerische Historiker 
Hüllmann, Arndt u. vor allem August Wilhelm Schle-
gel gehören dort zu seinen Lehrern.
Das Bild vom flanierenden, geistreichen Spötter H.
beginnt sich bei den Kommilitonen auszubreiten. H.s 
Interesse an der Tragödie wird geweckt, u. er beginnt 
mit dem histor. Drama Almansor, für das er sich ein 
span. Kolorit (mit Mohammedanern, Christen u. 
Juden) systematisch erarbeitet. Die Lektüre u. Ausar-
beitung wird während des Winters 1820/21 fortge-
führt, als er nach Göttingen überwechselt, von Be-
necke in altdt. Dichtung eingeführt wird u. bei dem 
Historiker Sartorius eine liberale Sicht der dt. Ge-
schichte vom MA bis zur Französischen Revolution 
kennenlernt. Der erweiterte, europ. Horizont macht 
sich u. a. in der Vertiefung der Shakespeare-Kenntnis-
se, der Lektüre von Herders Stimmen der Völker in 
Liedern, von Gibbon, Scott, Fielding u. anderen be-
merkbar. Von einschneidender Bedeutung ist H.s 
Ausschluß aus der Burschenschaft, für die antisemit. 
Gründe ausschlaggebend sind: Sein Deutschtum wird 
ihm abgesprochen, der ungebrochene Weg der Aus-
bildung einer dt. Identität verwehrt. Eine befristete 
Ausschließung vom Studium nach einem Duell been-
det H.s Göttinger Aufenthalt fürs erste.
H.s Semester, die sich vom Sommer 1821 bis 1823
in der preuß. Hauptstadt anschließen, stellen durch 
vier Lebensbereiche eine sprunghafte Entwicklung 
dar: die um Hegel zentrierte Universität, das Engage-
ment für nationaljüd. Ziele, den Salon der Rahel 
Varnhagen, das Hineinwachsen in das literar. Leben. 
Die Begegnung mit der Philosophie Hegels, mit der 
Betrachtung der Welthistorie unter dem Blickwinkel 
von Notwendigkeit u. Transitorik wesentl. Momente 
auf dem Weg des Fortschritts, wird zum prägenden 
Erlebnis für H., den daneben Bopps Indien-Vorlesun-
gen u. Wolfs Aristophanes-Deutungen beeindrucken. 
Er beteiligt sich aktiv an dem »Verein für Kultur und 
Wissenschaft der Juden«, der ein erster Kristallisati-
onspunkt nationaljüd. Geschichtsschreibung ist. 
Einen letzten Höhepunkt des Romantikersalons bildet
der von Rahel, deren Goethe-Verehrung H. beein-
flußt; er lernt u. a. die Familie Beer, aus der der 
Paria-Dichter u. Meyerbeer kommen, Chamisso, Fou-
qué, Hegel, Alexander von Humboldt kennen. H., der 
1822 sein erstes Buch Gedichte vorlegt, 1823 Tragö-
dien u. erste journalistische Arbeiten wie die Briefe 
aus Berlin u. Über Polen publiziert, mit autobio-
graph. Skizzen beginnt, verkehrt zgl. im Kreis um E. 
T. A. Hoffmann u. Grabbe. Enge Freundschaft knüpft
H., zunächst brieflich, mit Immermann an. Erst die 
Rückkehr nach Göttingen im Jan. 1824 gibt dem Stu-
dium sein Gewicht zurück, auch wenn die Harzreise
u. eine erste Stufe des Rabbi von Bacherach entste-
hen.
Wenige Wochen vor der Promotion, am 28.6. 
1825, hat H. sich taufen lassen. Für die nächsten 15 
Jahre, bis zum Damaskus-Pogrom im Frühjahr 1840, 
geriert er sich als entschlossener Protestant. Das mit 
der Taufe, dem »Entréebillett zur europäischen Kul-
tur«, angestrebte Ziel einer Sicherung des Lebensun-
terhalts in einer staatl. Stellung oder durch eine 
Advokatur wird auch nach sechsjähriger Bemühung 
nicht erreicht.
Gedichte, die H. von einem Badeaufenthalt auf 
Norderney mitbringt, liefern ein drittes Interpreta-
tionsklischee für die frühe Lyrik: nach dem Dichter 
der Liebe u. der »Zerrissenheit« nun als Dichter des 
Meeres bzw. der Nordsee. Von entscheidender Bedeu-
tung ist die Begegnung mit Julius Campe Anfang 
1826 in Hamburg, dessen Verlagshaus zum führen-
den Repräsentanten der modernen Literatur der Zeit 
aufsteigt. Mit der Publikation des ersten Reisebilder-
Bands im Frühjahr 1826 beginnt eine bis zuletzt von 
Freundschaft bestimmte Beziehung Verleger - Autor, 
die jedoch auch Spannungen u. Schlitzohrigkeiten 
kennt. - Der zweite Reisebilder-Band, erneut eine 
Mischung aus Prosa u. Gedichten, etabliert den frü-
hen Ruhm H.s; sein Name wird seitdem mit dem 
Napoleonkult u. dem Bonapartismus verbunden. Im 
Schatten der Reisebilder steht das Buch der Lieder
(1827) bis zum Ende der 30er Jahre.
Zwei Reisen, Aufenthalte in London u. Südosteng-
land (April bis Aug. 1827) u. in Norditalien (Aug. bis
Dez. 1828), sind Ausdruck einer Horizonterweite-
rung. Die Konfrontation mit der weitaus größten 
Stadt der Welt wird zu einer Enttäuschung: Die Ein-
drücke, die diese moderne Industriewelt bei dem rela-
tiv isoliert lebenden H. hinterläßt, sind überwiegend 
negativ; die spätere Karikatur des langweilig-egoisti-
schen Maschinenmenschen für die (männl.) Engländer
wird hier vorbereitet. Ein Angebot Cottas, die »Neuen
allgemeinen politischen Annalen« redaktionell aus 
ihrem Tief herauszuführen, zieht H. im Herbst 1827 
nach München. Hier publiziert er Bruchstücke seiner 
Englandeindrücke, deren liberales Profil Gegnerschaft
hervorruft u. die konkrete Aussicht auf eine Professur 
(für dt. Literatur des MA) zerschlägt. Eindrücke der 
Fahrt über Innsbruck, Verona, Mailand, Genua, Pisa 
zu den mondänen Bagni di Lucca, in denen er glückl. 
Wochen verlebt, u. nach Florenz, zurück über Bolo-
gna u. Venedig, verwertet er in der humoristischen 
Reise von München nach Genua zu der schon prakti-
zierten Doppelverwertung in Zeitschrift u. Buch. Die 
Einstellung der »Annalen«, für deren Fortführung H. 
eine Zeitschrift mit dem Motto »Es gibt in Europa 
keine Nationen mehr, sondern nur Parteien« vor-
schlägt, u. der Tod des Vaters in Hamburg führen im 
Dez. 1828 zur Abreise aus München. Als er von 
Febr. bis Juli 1829 in Potsdam u. Berlin ist, treibt er 
die Arbeiten an den Italienschriften, die in der Traditi-
on der polit. Beschreibungen von Archenholtz u. der 
Lady Morgan stehen, energisch voran. In Hamburg 
schließt er den dritten Reisebilder-Band ab, dessen 
Platen-Kritik - Anprangerung des adligen 
Homoerotikers als Antwort auf dessen antisemitisch 
akzentuierte Invektive (»Petrark des Lauberhütten-
fests«) - am Schluß der Bäder von Lukka H.s Ruf als
gefürchteter Polemiker begründet. Die Verbindung 
von Thron u. Altar gehört zu den wichtigsten 
Angriffszielen in diesen Jahren, obwohl die systemat. 
Erarbeitung eines roten Fadens sozialrevolutionärer
Geschichte schon mit einem säkularisierten 
Positivverständnis des Christentums operiert (Luther, 
Wiedertäufer, Bauernkrieg, Cromwell, Glorious Re-
volution 1688/89, Irland, Thiers' Revolutionsge-
schichte, später Spartacus). Die Nachricht von der Ju-
lirevolution in Frankreich beendet Jahre, deren polit. 
Stickluft H. wiederholt charakterisiert hat. Die Beto-
nung von Freiheit u. Gleichheit im vierten Reisebil-
der-Band, u. a. durch die neue Gattung der quasi-
journalistischen Vor- u. Schlußworte, geht an den 
Rand des Zensurmöglichen. Der »Globe«, in der Zwi-
schenzeit zum Organ der Saint-Simonisten umfunk-
tioniert, findet in H. einen begeisterten Anhänger, 
einen Gläubigen des »neuen Christentums«. Die 
Adelskritik der »Einleitung« zu Wesselhöfts Kahl-
dorf über den Adel (Nürnb. 1831) ist, schon mit dem 
Blick nach Westen geschrieben, ein erfolgreicheres 
Entréebillett. Die endgültige Entscheidung für das 
Exil in Paris, seit 1823 mehrfach erwogen, fällt nach 
letzten, verzweifelten Versuchen, ein staatl. Unter-
kommen zu finden. Den Einzug in Paris am 19. 5. 
1831 macht H. in den Geständnissen zu einem 
Glanzpunkt (in der frz. Fassung noch erweitert).
Ein Vierteljahrhundert hat H. in Paris gelebt, doch 
die knappe Lebenshälfte entspricht nicht dem inneren 
Gewicht dieser Zeit, in der etwa zwei Drittel seiner 
Werke erscheinen u. die Vermittlung zwischen Vater- 
u. Gastland zum prakt. polit. Zentrum wird. Er spricht
bald fließendes, aber nicht fehlerfreies Französisch; 
seine spitze Zunge wird auch in den frz. Salons ge-
fürchtet. Seine Werke schreibt er in Deutsch, läßt sie 
in einer Grundschicht von einem Dritten übersetzen u.
redigiert diese Übersetzung dann. Den Anschein dop-
pelter Sprachkompetenz verstärken die fehlenden Hin-
weise auf die Übersetzer in den frz. Werkausgaben. 
Das relativ konstante Gleichgewicht von Vers- u. Pro-
saarbeiten setzt sich auch in der frz. Zeit fort. Die bio-
graphisch entscheidende Zäsur der Pariser Jahre 
bringt das Jahr 1848, als der gesundheitl. Zusammen-
bruch ihn bettlägrig macht.
Eine staunenswerte Integrationsleistung vollbringt 
H. im ersten Jahrzehnt in Paris. Er wird eine aner-
kannte Gestalt des künstlerischen u. politisch-gesell-
schaftl. Lebens in Frankreich. Am Beginn stehen in 
Paris dt. Zirkel u. die Häuser familiär befreundeter 
jüd. Bankiers. Unter den zahlreichen dt. Republika-
nern, für die Paris bis 1848 vor London der 
Hauptfluchtort ist, bietet sich für H. zunächst Börne 
an, mit dem er seit gemeinsamen Tagen in Frankfurt/
M. 1827 freundschaftlich verbunden ist. Die Salons 
von Nanette Valentin u. Sophie Leo vermitteln Be-
kanntschaft mit der großen Gesellschaft. Das Haus 
der Foulds u. Furtados öffnet sich ebenso wie das der 
Rothschilds. Die Mitarbeit an Cottas »Allgemeiner 
Zeitung«, dem bedeutendsten deutschsprachigen 
Blatt, führt zu den zahlreichen Korrespondententreffs 
in Buchhandlungen u. Lesekabinetten. Über Mendels-
sohn, Meyerbeer, Liszt, Wagner, Offenbach u. andere 
ist H. eng mit dem Pariser Musikleben verbunden, er 
lernt Rossini, Bellini, Berlioz u. Chopin kennen. Die 
Begeisterung für den meritokrat. Sozialismus der 
Saint-Simonisten, der sich die Abschaffung der »Aus-
beutung des Menschen durch den Menschen« u. die 
»Verbesserung des moralischen, physischen und gei-
stigen Loses« der Arbeiterklasse zum Ziel setzt, 
bringt ihn mit dieser einflußreichen Gruppe zusam-
men. Über Pierre Leroux, den Berater George Sands, 
stellt sich für H. der unmittelbare Anschluß an die 
sozialreformistische Literatur im Frankreich der 40er 
Jahre her.
Als Mittler, der eine Allianz beider Nationen an-
strebt, stößt er auf das von Madame de Staël geweck-
te Interesse der frz. Intellektuellen an Deutschland, 
die nicht selten zu den Unsterblichen der Akademie 
zählen u. zgl. Spitzenpolitiker sind (u. a. Cousin, 
Guizot, Michelet, Rémusat, Thiers). Seine Einbin-
dung in die frz. Literatur dokumentiert sich in seiner 
Mitarbeit an der »Revue des deux Mondes« ab Juli 
1832, in Werkausgaben des Romantik-Verlegers 
Renduel (1834/35) u. des Realismus-Verlegers Lévy 
(1854 ff.), in Kontakten mit Vigny, Gautier, Musset, 
Hugo, Sainte-Beuve u. Freundschaften mit Balzac, 
George Sand, dem älteren Dumas, Nerval. Ende 1834
lernt H. Crescence Eugénie Mirat (gen. Mathilde) 
kennen u. nimmt sie zu sich; 1841 heiraten sie mit 
kath. Segen.
Dominiert in der Lyrik der Ton des Sensualismus, 
der »Emanzipation des Fleisches«, so auf dem Gebiet 
der Prosa ein Programm, die Beziehungen zwischen 
Deutschland u. Frankreich zu objektivieren, indem die
Fremd- u. Eigenbilder von Verklärung u. Ressenti-
ment gereinigt werden sollen. Primär an Deutschland 
gerichtet sind 1831 die polit. Gemäldebeschreibungen
Französische Maler, publizistische Feuilletons, die 
H. in den ersten der vier Salon-Bände (1834-40) ein-
gegliedert hat. Als Auslandskorrespondent betätigt 
sich H. 1831/32 in den Artikeln Französische Zu-
stände, berichtet kritisch über das Bürgerkönigtum, 
das aus der Julirevolution hervorgegangen ist. Primär 
an Frankreich gerichtet sind die Groß-Essays Zur Ge-
schichte der Religion und Philosophie in Deutsch-
land u. Die romantische Schule, die volkskundl. 
Schilderung der Elementargeister. Erzählungen, die 
pikaresken Memoiren des Herren von Schnabele-
wopski u. die beiden Florentinischen Nächte, beglei-
ten diese Jahre.
Metternich, der den künstlerischen Wert von H.s 
Prosa u. Lyrik durchaus zu schätzen weiß, setzt gegen
ihn u. die Jungdeutschen durch das Bundesverbot 
vom 10. 12. 1835 eine verschärfte Zensur in den Ein-
zelstaaten in Gang, die H.s Werk im bedeutendsten 
dt. Absatzgebiet, Preußen, unter Sonderzensur stellt. 
H. hat daraufhin ab 1836 (1840?) eine beträchtl. 
jährl. Unterstützungssumme aus einem Fonds des frz. 
Außenministeriums erhalten. In der zweiten Hälfte der
30er Jahre beginnt der Siegeszug des Buchs der Lie-
der, H.s »Einleitung« zu einer Don Quixote-Ausgabe 
u. das Shakespeare-Buch, ein Kommentar zu Kupfer-
stichen, machen sein weltliterar. Interesse produktiv, 
u. selbst innerliterar. Fehden wie der gegen die 
»Schwäbische Schule« gerichtete Schwabenspiegel
verstärken die Resonanz.
Die Bedrohung durch die Zensur ruft bei H. vielfäl-
tige Reaktionsweisen hervor: die Preußenkritik der 
Vorreden zu den Französischen Zuständen, ein luth. 
Pathos der Standfestigkeit (An eine hohe Bundesver-
sammlung), Polemik gegen den nationalistischen Ge-
genspieler Menzel (Über den Denunzianten) oder 
krisenhafte Schreibkonflikte wie in den 
Schriftstellernöten. Ein Lyrikband, der 1838 druck-
fertig ist (eine Vorstufe der Neuen Gedichte), er-
scheint nicht wegen verlagsinterner Einsprüche, die 
auf Gutzkows Frivolitätskritik zurückgehen. Beide 
Stränge des dt.-frz. Programms fließen nach dem Tod 
Bornes im Pariser Exil im Rückblick Ludwig Börne
(1840) zusammen, der als Kritik an einem Säulenhei-
ligen in Deutschland zum »russischen Feldzug« H.s 
wird. Im selben Jahr nimmt H. die Berichterstattung 
nach Deutschland wieder auf, kommentiert eine 
europ., durch einen türkisch-ägypt. Krieg ausgelöste 
Krise, die Frankreich u. den Deutschen Bund an den 
Rand eines Kriegs bringt. In den Artikeln, deren 
Schwerpunkt bis in den Sommer 1844 reicht, tritt der 
jüngste sozialistische Flügel, die Kommunisten, als 
eine weltgeschichtl. Erscheinung auf, die in die Nähe 
des Aufstiegs des Christentums gerückt, aber zgl. in 
den Zusammenhang einer vorübergehenden Proleta-
rierherrschaft gestellt wird. Folie ist ein Paris, in dem 
»Gold« der »Gott des Tages« ist. Das Versepos Atta 
Troll satirisiert daher die nationale Opposition in 
Deutschland als rückständig. Die Jahre von etwa 
1835 bis zu den Deutschlandreisen 1843/44 lassen 
sich als Tannhäuser-Jahre H.s umschreiben: Der At-
traktion des sündvollen Paris entspricht eine Sehn-
sucht nach dem stillen Deutschland, die Sehnsucht 
Tannhäusers nach Schmerzen. Der neue Augenschein 
geht in die Verse der Reisebeschreibung Deutsch-
land. Ein Wintermärchen (1844) ein. Der Freundes-
kreis in Paris hat sich jetzt um Marx erweitert.
1843 entsteht H.s erstes Testament, am 13. 11. 
1851 die rechtsgültige Fassung; die getroffenen Ver-
fügungen geben Mathilde auch den literar. Nachlaß in
die Hand, die ihn jedoch nur begrenzt zusammenhal-
ten kann. Nach dem Tod des Onkels im Dez. 1844 
kommt es zu einem öffentlich ausgetragenen Erb-
schaftsstreit, bei dem H. die Fortzahlung der 
Familienpension nur gegen die Zusicherung erhält, 
Familienmitglieder in Veröffentlichungen nicht zu er-
wähnen. Als Auftragsarbeiten für die kgl. Opern-
bühne in London entstehen zwei Ballette, Die Göttin 
Diana (1846) u. Doctor Faust (1847).
Der Zusammenbruch im Mai 1848 geht auf eine 
myatroph. Lateralsklerose zurück. Die Krankheit 
(Muskelschwund; auch eine Syphilis-Nebenform wird
diskutiert) hat sich während der Studentenjahre in 
häufigen Kopfschmerzen angekündigt, sich 1832 in 
Lähmungserscheinungen in der linken Hand, 1837 
mit der Lähmung des Augenlids, seit Mitte der 40er 
Jahre in Gehbehinderungen bemerkbar gemacht. Nach
dem romantisch-»zerrissenen« Jüngling der 20er 
Jahre, dem heiteren Spötter der 30er u. frühen 40er 
Jahre etabliert sich in der Leidensgestalt der »Matrat-
zengruft«, verbreitet durch zahlreiche Parisbesucher, 
die letzte Stereotype. Mit christusähnl. Zügen ausge-
stattet, durch Morphium gelegentlich von Schmerzen 
befreit, zu Verlagerungen nur durch Griffe an der 
Decke in der Lage, schreibt er jetzt mit Bleistift große
Buchstaben auf großformatige Blätter. Der Stil ist 
keineswegs abgeklärt-milde, sondern steigert bis in 
die Reime hinein kontrastive Extreme, sucht Bizarr-
Exotisches. Unter den Sekretären, die Material herbei-
schaffen, vorlesen, nach Diktat korrespondieren, 
Reinschriften anfertigen, sind Karl Hillebrand, der 
Hauptübersetzer jener Jahre, Richard Reinhardt u. 
Elise Krinitz, die H. zur geliebten »Mouche« verklärt.
Zum öffentl. Bild zählt auch H.s Rückkehr zur Vor-
stellung eines transzendenten Gottes, ohne daß damit 
die Hinwendung zu einer Kirche gegeben wäre. Die 
zunächst freudig begrüßte Februarrevolution, die Re-
publik, das Präsidialregime u. das demokratisch legi-
timierte Second Empire finden in H. einen aufmerksa-
men Beobachter, der auch das selbstverschuldete 
Scheitern der dt. Revolutionäre 1848/49 mit sarkast. 
Kommentaren begleitet. 1851 erscheint das Faust-
Ballett mit hinzugekommenen Erläuterungen sowie 
das dritte Lyrik-Buch: der außerordentlich erfolgrei-
che Romanzen. Der »colorirte« Stil der späten Lyrik, 
zum Epischen tendierend, verbindet moderne Spra-
chelemente mit exotischen Bildwelten. Im Histori-
en-Zyklus spricht sich ein transzendentaler Sarkasmus
aus, der den Schlechteren siegen sieht. Den satir. La-
mentationen sind Lazarus-Gedichte des »sterbenden 
Aristophanes« zugeordnet. Die Spiegelung der Exi-
stenz als Jude u. Dichter nehmen die Hebräischen 
Melodien auf. Fragmentarisch bleiben Memoiren-An-
sätze u. das Versepos Bimini. Die nachlaßähnl., drei-
bändige Sammlung der Vermischten Schriften (1854)
vereinigt u. a. autobiograph. Geständnisse, einen wei-
teren Lyrikzyklus, Gedichte. 1853 und 1854, den my-
tholog. Essay Die Götter im Exil u. die zur 
Künstlerschrift umgeformte, v. a. um satirisch-karika-
turistische u. aktualisierende Elemente angereicherte 
Sammlung von früheren Auslandskorrespondenzen, 
Lutezia. Eine frz. Übersetzung bei Lévy, im Febr. 
1855 mit De l'Allemagne begonnen, bleibt nicht, wie 
in den 30er Jahren, stecken, sondern erlebt mit der 
Publikation von Lutèce im Frühjahr 1855 einen 
Sensationserfolg, der die Grundlage für den frz. Ruhm
H.s legt. Die Arbeit an der Übersetzung mit Poèmes 
et Légendes I u. den Tableaux de voyage, mit Vorar-
beiten zu Poèmes et Légendes II u. De la France füllt
die nächsten Monate aus. Kein Geistlicher spricht, als
eine kleinere Menschenmenge, darunter Dumas, Mig-
net u. Gautier, dem Sarg am 20. 2. 1856 folgt. Nicht 
der erste Grabstein oder das heutige Monument tragen
die Worte, die er sich im Werk wünscht: »Hier ruht 
ein deutscher Dichter«.
Über H. läßt sich trefflich streiten, denn wer nur 
auf einzelne Partien oder Züge seines Werks u. seiner 
Person blickt, reproduziert sehr schnell die zeit-
genöss. Debatten. Die Wirkungsgeschichte - sein 
Ruhm als Liederdichter u. engagierter Intellektueller, 
seine Verkörperung dt.-jüdischer Symbiose - bietet 
Anhaltspunkte, ihn als herausragende Gestalt der Bie-
dermeierzeit zu begreifen. Die Konsistenz seiner kom-
plex-vieldeutigen Erscheinung erschließt sich erst 
einer systemat. Betrachtung, die zusammenführt, was 
die Zensur u. H.s digressiv-kleinteiliger Stilwille par-
zelliert haben.
H.s Kunstverständnis bewegt sich zwischen den 
Polen der dialektischen Einbettung der Literatur in 
den sozialen Rahmen u. der Zweckfreiheit, die im 
transzendentalen »Supranaturalismus« eine letzte Be-
gründung findet. Der Übergang vom Dichter zum 
Schriftsteller drückt sich poetologisch in der verstärk-
ten Hinwendung zu Zweckformen wie Reisebeschrei-
bung, Feuilleton, Rezension, Vor- u. Nachwort, zur 
Journalistik u. zur literar., philosophischen u. mytho-
log. Essayistik aus. Die Verwendung politisch 
brisanter Begriffe, Bilder, Themen u. sein machiavel-
listisch-kämpferischer Impetus führen ihn oft in die 
Nähe von Satire u. Karikatur, begründen seine Vorlie-
be für drast. Tiervergleiche. Die Personen- u. 
Werkcharakteristiken, oft von der »göttlichen 
Bosheit«, die Nietzsche zu würdigen wußte, ersetzen
mit wenigen Strichen ganze Bibliotheken. Zu den sti-
listischen Kennzeichen gehört in der Prosa wie in der 
Lyrik eine blasphemisch-religiöse Doppeltendenz, die
christl. Sprachelemente säkularisiert u. zgl. weltl. 
Phänomene sakralisiert. Bildlichkeit u. Darstellung 
unbewußten Seelenlebens, z.B. im Salome-Motiv, 
nehmen symbolistische Muster vorweg. In der Nähe 
der Salon-Sprache stehen Szenen impressionistischer 
Intellektualisierung, die Augenblickseindrücke in 
einen übergeordneten Argumentationszusammenhang 
einbetten. Wegen der Klarheit der Gedankenführung 
u. der Eleganz seines Stils ist H. wiederholt in die 
Nähe der frz. Esprit-Tradition gerückt worden. Die 
lyr. Form der iron. Schlußvolte, die gefühlvoll-pathet.
Passagen umkehrend aufbricht, findet ihre Prosa-Par-
allele im Witz, mit dem es H. zur unangefochtenen 
Meisterschaft in der dt. Literatur bringt. Sein aufklä-
rerischer Impetus verbindet sich mit den universellen 
Traditionen der dt. Klassik u. Romantik. Seine 
ambivalente Hochachtung für Goethe mündet in ein 
bewußtes Verhältnis konkurrierender Nachfolge ein.
H.s Verhältnis zur Religion ist von der Spannung 
zwischen einer durchgehend antiklerikalen Ablehnung
etablierter Kirchen u. der Hochachtung für emanzipa-
torisch verstandene Gehalte u. Unterstreichung der 
künstlerischen Qualitäten des AT u. NT geprägt. Die 
Historisierung des Denkens im 19. Jh. erfaßt bei H. 
auch die Gottesvorstellung, läßt ihn das Bild eines 
sterbenden jüdisch-christl. Gottes entwerfen. Auch 
nach der Rückkehr zu einem personalen Gottesbild 
bleiben anthropomorphe u. funktional-spielerische 
Züge erhalten. Säkularisierte Aktualität gewinnt die 
unterdrückte antike, german. u. mexikan. Mythologie 
in der Repräsentanz sensualistischer Lebensformen, 
die drohend oder mitleiderregend ein umfassenderes 
Verständnis des Menschen einklagen. Bezugspunkt 
sozial-menschheitl. Verpflichtung wird ihm Jesus von
Nazareth. Der Katholizismus verbindet sich für ihn 
mit der Erinnerung an rheinische Jugendtage, 
Gottesergebenheit u. Prachtliebe, der Protestantismus 
mit der Begründung freiheitl. Vernunftautorität u. 
emotionaler Nüchternheit. Dem Judentum entsagt er 
in der Taufe opportunistisch: Seine Bindung an die 
Familie oder jüd. Freundes- u. Künstlerkreise wird 
deshalb zu keiner Zeit unterbrochen. Nach einer 
Phase der Ablehnung, die in Kritik an anderen Kon-
vertiten faßt, was Selbstkritik sein könnte, entstehen 
eindringl. Bilder jüd. Religion, Mythologie, Ge-
schichte. Die Weltoffenheit seines Denkens manife-
stiert sich in seiner einfühlenden Darstellung des 
arabischislamischen Orients - in einer Ära des Kolo-
nialismus.
Fortschritt als bürgerl. Gleichstellung unterdrückter
Minderheiten u. als Durchsetzung einer universellen 
Demokratie mit revolutionären Mitteln gehört ins 
Zentrum von H.s polit. Denken, doch seine damit ver-
bundene Theorie eines Cäsarismus hebt ihn von der 
ähnlich orientierten republikanisch-sozialistischen 
Linken ab. Die Vorstellung eines demokratisch legiti-
mierten Alleinherrschers, der ohne Vermittlung von 
geburtsprivilegiertem Adel u. besitzprivilegiertem 
Bürgertum als Revolutionär von oben für das Wohl 
des Volks arbeite, findet in so unterschiedl. Ausprä-
gungen wie einem Volkskönigtum, dem Zaren Niko-
laus, dem Bonapartismus Napoleons u. seines Neffen 
Napoleon III. seine Zustimmung; die Suche nach 
einer sozialistischen Führergestalt ergänzt dieses 
Prinzip. Nationen treten in dem weltbürgerl. Konzept 
hinter einem weitgefaßten Parteienbegriff zurück, ob-
wohl sie als mentalitätsgeschichtl. Konstanten typi-
siert erhalten bleiben. Nationalismus, wie ihn die 
Deutschtümler verkörpern, stößt auf H.s leiden-
schaftl. Haß. Deutschland, für das er Einigung u. re-
volutionäre Umgestaltung erhofft, wird in seinen 
Hauptmächten unterschiedlich beurteilt: Respekt 
bringt er Österreich als einer stets konservativen 
Macht entgegen, während seine enttäuschte Liebe zu 
dem reformerisch-liberalen Preußen in wachsame Ab-
lehnung umschlägt. Mit etwa 130 Zeitungsbeiträgen 
sucht er von Frankreich aus in die Entwicklung 
einzugreifen. Auf die soziale Frage des Massenhun-
gers antwortet er mit einem Sozialismus, der die Idee 
der Gleichheit mit der Utopie der Menschen als 
gleichherrl. Götter verbindet. Läßt er in Frankreich 
adlige Legitimisten rechts liegen, so kritisiert er an 
den Republikanern, später den Kommunisten 
nivellierende, genuß- u. kunstfeindl. Tendenzen. Stets
hat er ein waches Interesse für die verschiedenen 
Theorien des Sozialismus in Frankreich.
Der weltliterar. Normalfall des Ruhms in einer 
Sprachgemeinschaft, der durch die Aufnahme in ande-
re verbreitert wird, ist erst in jüngster Zeit wieder für 
H. gültig. Nach der Ausbürgerung seines Werks in 
der NS-Zeit setzte die erneute Aneignung seit 1945 in
den Westzonen bzw. der BR Deutschland zögernd ein
u. konnte sich erst nach 1968 durchsetzen. In der 
sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR führte 
die frühe Kanonisierung als frühsozialistischer Vor-
läufer u. Freund von Marx zunächst zu einer 
selektiven u. verkürzenden Anerkennung. Schwierig-
keiten mit dem eminent polit. Schriftsteller H. hatten 
auch schon die dt. Zeitgenossen, doch das Buch der 
Lieder u. die zahllosen Vertonungen machen seit den 
40er Jahren einen Reputationskern aus, für den stell-
vertretend Silchers Loreley stehen mag; Schubert, 
Schumann, Mendelssohn u. Liszt verkörpern H.s 
Symbiose mit dem dt. Kunstlied. Der aggressive 
Antisemitismus seit den 80er Jahren (Treitschke) be-
reitet den Boden für die völk. Ablehnung - »Denk-
malstreite« verhindern die Aufstellung einer Skulptur 
in Deutschland. Um die Jahrhundertwende distanzie-
ren sich auch Dichter wie George oder Intellektuelle 
wie Karl Kraus (Heine und die Folgen. 1910) von 
H.s Werk. Erscheinungen der H.-Nachfolge wie 
Feuchtwanger, Heinrich u. Thomas Mann werden 
Ausnahmen, obwohl Denk' ich an Deutschland in 
der Nacht im Exil Allgemeingut ist. Die Benennung 
der Universität Düsseldorf nach H. (1989) setzt einen 
Schlußpunkt unter eine Wiedereinbürgerung, die u. a. 
in H.-Preisen in Ost (1956 ff.) u. West (1972 ff.), 
einem H.-Institut (Düsseldorf), einer H.-Gesellschaft, 
H.-Denkmälern (1981 Düsseldorf, 1982 Hamburg) u.
H.-Ausgaben greifbar ist.