Modernität bei Heine und Baudelaire

Christine Beirnaert

Einleitung | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 

6. Zusammenfassung

Indem sie die Umwälzungen ihrer Epoche erleiden, entdecken Heine und Baudelaire bei kritischer Betrachtung der Bildenden Künste, daß Kunst und Literatur insofern bestehen können, als sie am allgemeinen Prozeß der geschichtlichen Entwicklung teilhaben. So erklärt sich die ästhetische Verarbeitung der Gegenwart bei Baudelaire und die politische wie poetische Aktualisierung der Literatur bei Heine.

Baudelaires Dichtung besteht darin, daß er die verdinglichte Welt durch Poesie aus ihrem Entfremdetsein zu befreien versucht. Er greift die Banalität der modernen Welt auf, um mit den Mitteln der Imagination die Schönheit wiederherzustellen.

Der schmerzhaft empfundene Verlust einer harmonischen Welt und die Erkenntnis der zunehmenden Verschlechterung der politischen Verhältnisse führt bei Heine zu einem ständigen Kampf gegen die romantische Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies wie der Resignation vor den restaurativen Kräften. Seine poetischen Mittel sind Ironie und Stilbruch zur Darstellung der dissonanten Verhältnisse einerseits und der Humor zu ihrer Heilung andererseits - am Lebensende aber nur noch Strategie zum Überleben.

Die von Heine und Baudelaire beschriebenen Folgen der industriellen Revolution, die die bürgerlichen Tugenden unverfroren beiseite schob, sind heute aktueller denn je wie auch die Forderung, die auf diese Weise versklavte Welt in der Imagination zu befreien. Der Begriff der Moderne, wie wir ihn Heine und Baudelaire verdanken, gilt fort.

Einleitung | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7