Geständnisse - Anhang

Text by Heinrich Heine (1797-1856)

Geschrieben im Winter 1854
Vorwort | Geständnisse | Anhang


Es sind nicht bloß die Franzosen und der Kaiser, 
welche zu Waterloo unterlagen - die Franzosen strit-
ten dort freilich für ihren eignen Herd, aber sie waren 
zu gleicher Zeit die heiligen Kohorten, welche die 
Sache der Revolution vertraten, und ihr Kaiser kämpf-
te hier nicht sowohl für seine Krone als auch für das 
Banner der Revolution, das er trug; er war der Gonfa-
loniere der Demokratie, wie Wellington der Fahnen-
junker der Aristokratie war, als beider Heere auf dem 
Blachfelde von Waterloo sich gegenüberstanden - 
Und diese letztere siegte, die schlechte Sache des ver-
jährten Vorrechts, der servile Knechtsinn und die 
Lüge triumphierten, und es waren die Interessen der 
Freiheit, der Gleichheit, der Brüderschaft, der Wahr-
heit und der Vernunft, es war die Menschheit, welche 
zu Waterloo die Schlacht verloren. Wir in Deutsch-
land, wir waren nicht die Düpes jener plenipotentia-
ren Tartüffe, welche, mit der rohen Übermacht die 
feige Heuchelei verbindend, in ihren Proklamationen 
erklärten, daß sie nur gegen einen einzigen Menschen,
der Napoleon Bonaparte heiße, den Krieg führten: wir
wußten sehr gut, daß man, wie das Sprichwort sagt, 
auf den Sack schlägt und den Esel meint, daß man in 
jenem einzigen Mann auch uns schlug, auch uns ver-
höhnte, uns kreuzigte, daß der »Bellerophon« auch 
uns transportierte, daß Hudson Lowe auch uns quälte,
daß der Marterfelsen von Sankt Helena unser eignes 
Golgatha war und unsre erste Leidensstation Water-
loo hieß!
Waterloo! fataler Name! Es vergingen viele Jahre, 
und wir konnten diesen Namen nicht nennen hören, 
ohne daß alle Schlangen des ohnmächtigen Zorns in 
unsrer Brust aufzischten und uns die Ohren gellten 
wie vom Hohngelächter unsrer Feinde. Ihren Speichel
fühlten wir alsdann auf den errötenden Wangen - 
Gottlob, der schnöde Zauber ist jetzt gebrochen, und 
die herzzerreißende, verzweiflungsvolle Bedeutung 
jenes Namens ist jetzt verschwunden!
Welchem mirakulosen Ereignisse wir die Befreiung
vom Waterloo-Alp verdanken, ist bekannt. Schon 
durch die Juliusrevolution ward uns eine große Satis-
faktion gewährt, sie war jedoch nicht komplett; es war
nur Balsam für die alte Wunde, die aber noch nicht 
vernarben konnte. Die Franzosen hatten freilich die 
ältere Bourbonenlinie weggejagt, welche mit dem 
doppelten Unglück behaftet war, daß sie den Besieg-
ten von den fremden Siegern aufgedrungen worden, 
nachdem dieses alte, abgelebte Königsgeschlecht vor-
her die schrecklichste Beleidigung in Frankreich 
erduldet hatte. Die schmachvolle Hinrichtung des gut-
mütigen und menschenfreundlichen Ludwigs XVI., 
dieses schauderhafte Vergehen, konnte zwar bei den 
Beleidigten Verzeihung finden, aber nimmermehr bei 
den Beleidigern; denn der Beleidiger verzeiht nie. Der
21. Januar war in der Tat ein zu unvergeßliches 
Datum, als daß ein Franzose ruhig schlafen konnte, 
solange ein Bourbone von der ältern Linie auf dem 
Throne Frankreichs saß; diese Linie war unmöglich 
geworden und mußte früh oder spät, gleich einem Ge-
schwür, aus dem französischen Staatskörper ausge-
schnitten werden, ganz so, wie es den Stuarts in Eng-
land geschah, als dort ähnliche Ursachen der Scham 
und des Mißtrauens obwalteten. Ludwig Philipp und 
seine Familie war möglich, weil sein Vater an dem 
Nationalvergehen teilgenommen und er selbst zu den 
Vorkämpen der Revolution einst gehörte. Ludwig 
Philipp war ein großer und edler König. Er besaß alle
bürgerlichen Tugenden eines Bourgeois und kein ein-
ziges Laster eines Grandseigneur. Er saß gut zu Pferd 
und hatte zu Jemappes und Valmy gefochten. Frau 
von Genlis leitete seine Erziehung, und er war wis-
senschaftlich gebildet wie ein Gelehrter; auch konnte 
er im Falle der Not durch Unterricht in der Mathema-
tik sein Brot verdienen oder einen Bedienten, den der 
Schlag getroffen, gleich zur Ader lassen, weshalb er 
auch ein Feldschereretui beständig bei sich trug. Er 
war höflich, großmütig und verzieh ebensowohl sei-
nen legitimistischen Verleumdern wie seinen republi-
kanischen Meuchelmördern; er fürchtete nicht die Ku-
geln, womit die eigne Brust bedroht war, doch als es 
galt, auf das Volk schießen zu lassen, überschlich ihn 
die alte philanthropische Weichherzigkeit, und er 
warf die Krone von sich, ergriff seinen Hut und nahm 
seinen alten Regenschirm und seine Frau unter den 
Arm und empfahl sich. Er war ein Mensch. Fabelhaft 
groß war sein Reichtum, und doch blieb er arbeitsam 
wie der ärmste Handwerker. Er war vakziniert; ist 
auch nie von den Pocken heimgesucht worden. Er war
gerecht und brach nie den Eid, den er den Gesetzen 
geschworen. Er gab den Franzosen achtzehn Jahre 
Frieden und Freiheit. Er war genügsam, keusch und 
hatte nur eine einzige Geliebte, welche Marie Amalie 
hieß. Er war tolerant und liebte die Jesuiten nicht. Er 
war das Muster eines Königs, ein Marc Aurel mit 
einem modernen Toupet, ein gekrönter Weiser, ein 
ehrlicher Mann - Und dennoch konnten ihn die Fran-
zosen auf die Länge nicht behalten, denn er war nicht 
nationalen Ursprungs, er war nicht der Erwählte des 
Volks, sondern einer kleinen Koterie von Geldmen-
schen, die ihn auf den vakanten Thron gesetzt, weil er
ihnen die beste Garantie ihrer Besitztümer dünkte und
weil bei dieser Besetzung keine große Einrede von 
seiten der europäischen Aristokratie zu befürchten 
stand, die ja einst nicht so sehr aus Liebe für Ludwig 
XVIII. als vielmehr aus Haß gegen Napoleon, den 
einzigen, gegen den sie Krieg zu führen vorgab, die 
Restauration betrieben hatte. Ganz recht war es frei-
lich den Fürsten des Nordens nicht, daß ihre Protegés 
so ohne Umstände fortgejagt wurden, aber sie hatten 
dieselben nie wahrhaft geliebt; Ludwig Philipps Qua-
silegitimität, seine erlauchte Geburt und sein sanftes 
Dulden erweichte endlich die hohen Unzufriedenen, 
und sie ließen sich den gallischen Hahn gefallen - 
weil er kein Adler war.
Obgleich wir gern zugeben, daß man dem König 
Ludwig Philipp großes Unrecht getan, daß man ihn 
mit dem unwürdigsten Undank behandelt, daß er ein 
wahrer Märtyrer war und daß die Februarrevolution 
überhaupt sich als ein beklagenswertes Ereignis aus-
wies, das unsäglich viel Unheil über die Welt brachte,
so müssen wir nichtsdestoweniger gestehen, daß sie 
wieder für die Franzosen, deren Nationalgefühl da-
durch erhoben worden, sowie auch für die Demokratie
im allgemeinen, deren ideales Bewußtsein sich daran 
stärkte, eine große Genugtuung war. Doch vollständig
war diese letztere noch nicht, und sie schlug bald über
in eine klägliche Demütigung. Dieses verschuldeten 
jene ungetreuen Mandatare des Volks, die den großen 
Akt der Volkssouveränität, der ihnen die unum-
schränkteste Macht verlieh, durch ihr Ungeschick 
oder ihre Feigheit oder ihr Doppelspiel verzettelten. 
Ich will nicht sagen, daß sie schlechte Menschen 
waren; im Gegenteil, es wäre uns besser ergangen, 
wenn wir entschiedenen Bösewichtern in die Hände 
gefallen wären, die energisch und konsequent gehan-
delt und vielleicht viel Blut vergossen, aber etwas 
Großes für das Volk getan hätten. Ein ungeheures 
Verbrechen begingen jene guten Leute und schlechten
Musikanten, die sich aus Ehrgeiz im Augenblick des 
entsetzlichsten Sturmes ans Steuerruder des Staates 
drängten und, ohne die geringsten Kenntnisse politi-
scher Nautik, das Kommando des Schiffes übernah-
men, als einzige Bussole nur ihre Eitelkeit konsultie-
rend. Unvermeidlich war der Schiffbruch.
Gleich in der ersten Stunde der Provisorischen Re-
gierung, die sich eben diesen Namen gab, offenbarte 
sich das Unvermögen der kleinen Menschen. Schon 
dieser Name »Provisorische Regierung« bekundete 
offiziell ihre Zagnis und annullierte von vornherein 
alles, was sie etwa Tüchtiges für das vertrauende 
Volk, das ihnen die höchste Gewalt erteilte und sie 
mit einer Leibgarde von 300000 Mann beschützte, 
tun konnten. Nie hat das Volk, das große Waisen-
kind, aus dem Glückstopf der Revolution miserablere 
Nieten gezogen, als die Personen waren, welche jene 
Provisorische Regierung bildeten. Es befanden sich 
unter ihnen miserable Komödianten, die bis aufs 
Haar, bis auf die Farbe des Barthaars, jenen Helden-
spielern des Liebhabertheaters glichen, das uns 
Shakespeare im »Sommernachtstraum« so ergötzlich 
vorführt. Diese täppischen Gesellen hatten in der Tat 
vor nichts mehr Angst, als daß man ihr Spiel für Ernst
halten möchte, und Snug der Tischler versicherte im 
voraus, daß er kein wirklicher Löwe, sondern nur ein 
provisorischer Löwe, nur Snug der Tischler sei, daß 
sich das Publikum vor seinem Brüllen nicht zu fürch-
ten brauche, da es nur ein provisorisches Brüllen sei 
- und dabei in seiner Eitelkeit, hatte er Lust, alle Rol-
len zu spielen, und die Hauptsache war für ihn die 
Farbe des Bartes, womit eine Rolle tragiert werden 
müsse, ob es ein zindelroter oder ein trikolorer Bart 
sei.
Wahrlich, die auswärtigen Mächte hatten keinen 
Grund, sich vor diesen provisorischen Löwen zu 
fürchten - sie waren wohl im Beginn etwas verdutzt, 
aber sie faßten sich bald, als sie sahen, welche Tiere 
in der Löwenhaut steckten, und sie brauchten keines-
wegs die Februarrevolution als eine politische Belei-
digung, als eine patzige Herausforderung anzusehen -
denn sie konnten mit Recht sagen: »Es ist uns gleich, 
wer in Frankreich regiert. Wir haben zwar Anno 1815
die ältern Bourbonen auf den Thron gesetzt, aber es 
geschah nicht aus Zärtlichkeit für diese, sondern aus 
Haß gegen den Napoleon Bonaparte, mit welchem wir
damals Krieg führten und den wir bei Waterloo er-
schlugen und zu Sankt Helena, Gott sei Dank! begru-
ben - Solange er lebte, hatten wir keine ruhige Stun-
de - Nun, da dieser tot ist und unter den provisori-
schen Regierungslöwen keiner sich befindet, der uns 
wieder unsre liebe Nachtruhe rauben könnte, so ist es 
uns gleichgültig, wer in Frankreich herrscht. Es küm-
mert uns gar nicht, wer dort regiert, ob Louis Blanc 
oder der General Tom Pouce, der Zwerg beider Wel-
ten, der noch weit berühmter ist als ersterer, aber frei-
lich ebensowenig wie sein Mitzwerg Louis Blanc in 
der Winzigkeit einen Vergleich aushalten könnte mit 
dem seligen Bogulawski, den man in eine Pastete buk
und auf die Tafel des Kurfürsten von Sachsen setzte -
der tapfere Pole biß und hieb sich aber mit seinen 
Zähnen und seinem kleinen Säbel aus dem Backwerk 
heraus und spazierte auf der kurfürstlichen Tafel als 
Sieger einher, ein Heldenstück, welches vielleicht 
eurem Homunkulus Louis Blanc nicht gelingen dürf-
te, der sich schwerlich so heroisch aus der Februarpa-
stete wieder herausfrißt.«
Ich bemerke ausdrücklich, daß es die auswärtigen 
Fürsten sind, die sich in so wegwerfender Weise über 
Louis Blanc äußern. Mit größerer Anerkennung 
würde ich selbst von diesem Tribunen reden, der wäh-
rend seiner ephemeren Machthaberei sich zwar nicht 
durch Intelligenz, aber desto mehr durch eine fast 
deutsche Sentimentalität auszeichnete. In allen seinen 
Reden war er immer von den schönen Gefühlswallun-
gen seines Herzens überwältigt, er wiederholte darin 
beständig, daß er bis zu Tränen gerührt sei, und er 
flennte dabei so beträchtlich, daß diese wäßrichte Ge-
mütlichkeit ihm auch jenseits des Rheins eine gewisse
Popularität erwarb, indem nämlich die deutschen 
Ammen und Kindermägde ihren kleinen Schreihälsen,
die beständig weinen, den Namen des larmoyanten 
französischen Demagogen erteilten. Es haben viele 
über das kindische Äußere desselben gescherzt. Ich 
aber habe niemals sein Köpfchen betrachten können, 
ohne von einem gewissen Erstaunen ergriffen zu sein; 
nicht, weil ich etwa das viele Wissen des Männchens 
bewundert hätte - nein, er ist im Gegenteil von aller 
Wissenschaft gänzlich entblößt -, ich war vielmehr 
verwundert, wie in einem so kleinen Köpfchen soviel 
Unwissenheit Platz finden konnte; ich begriff nie, wie
dieser bornierte, winzige Schädel jene kolossalen 
Massen von Ignoranz zu enthalten vermochte, die er 
in so reicher, ja verschwenderischer Fülle bei jeder 
Gelegenheit auskramte - da zeigt sich die Allmacht 
Gottes! Trotz allem Mangel an Wissenschaft und Ge-
lahrtheit bekundet Herr Louis Blanc dennoch ein 
wahrhaftes Talent für Geschichtschreibung. Nur ist zu
bedauern, daß er just jene Titanenkämpfe beschreiben
wollte, welche wir die Geschichte der französischen 
Revolution nennen. Es ist schade, daß er nicht lieber 
einen Stoff wählte, dem er gewachsen wäre, der seiner
Statur angemessener, z.B. die Kriege der Pygmäen 
mit den Kranichen, wovon uns Herodot berichtet.
Sowohl in bezug auf Talent als auch Gesinnung, so
klein er war, überragte Louis Blanc dennoch mehre 
seiner Kollegen von jener Provisorischen Regierung, 
welche den nordischen Potentaten sowenig Furcht ein-
jagte. Alles, was diese Fürsten sagten, ist reine Wahr-
heit. Unter den Mitgliedern der Provisorischen Regie-
rung war kein einziger, der im mindesten Ähnlichkeit 
hatte mit jenem Störefried, mit jenem Unfugstifter, 
jenem schrecklichen korsikanischen Taugenichts, der 
in allen Hauptstädten der Welt die Wache prügelte, 
überall die Fenster einwarf, die Laternen zerschlug 
und unsre ehrwürdigen Monarchen wie alte Portiers 
behandelte, indem er sie des Nachts aus dem Schlafe 
klingelte und ihr Silberhaar verlangte. Unsre gekrön-
ten Pipelets konnten ruhig ihren Nachtschlaf genießen
während der Herrschaft der Provisorischen Regierung 
in Frankreich -
Nein, unter den Helden dieser Tafelrunde glich kei-
ner einem Napoleon, keiner von ihnen war jemals so 
unartig gewesen, die Schlacht von Marengo zu gewin-
nen, keiner von ihnen hatte die Impertinenz gehabt, 
bei Jena die Preußen zu schlagen, keiner von ihnen 
erlaubte sich bei Austerlitz oder bei Wagram 
irgendeinen Exzeß des Sieges, keiner von ihnen ge-
wann die Schlacht bei den Pyramiden - Was man 
auch dem Herrn de Lamartine, dem Flügelmann der 
Februarhelden, vorwerfen mag, man kann ihm doch 
nicht nachsagen, daß er bei den Pyramiden die Mame-
lucken niedergemetzelt habe - Es ist wahr, er unter-
nahm eine Reise in den Orient, und in Ägypten kam 
er den Pyramiden vorüber, von deren Spitze zirka 
vierzig Jahrhunderte ihn betrachten konnten, wenn sie
wollten, doch auf die Pyramiden selbst machte der 
Anblick seiner berühmten Person keinen sonderlichen
Eindruck, sie blieben unbewegt, sintemalen sie fast 
blasiert sind in bezug auf große Männer, deren größte
ihnen zu Gesicht gekommen, z.B. Moses, Pythagoras,
Plato, Julius Cäsar, Christus und Napoleon, welcher 
letztere auf einem Kamel ritt - Es ist möglich, daß 
Herr de Lamartine ebenfalls auf einem Kamel durch 
das Niltal geritten, aber sicherlich hat er dort keine 
Schlacht geliefert und keine Mamelucken ver-
schluckt - Nein, dieser Kamelreuter war ein Chamä-
leon, aber kein Napoleon, er war kein Mamelucken-
fresser, er war immer zahm und sanftmäulig, und als 
er im Februar 1848 die Rolle eines provisorischen 
Löwen zu spielen hatte, brüllte er so zärtlich, so süß-
lich, so schmachtend, wie in der Shakespeareschen 
Komödie Snug der Tischler zu brüllen versprach, um 
nicht die Damen zu erschrecken - In den Kanzleien 
des Nordens erschrak wirklich niemand beim Emp-
fang der melodischen Manifeste des neuen französi-
schen ministre des affaires étrangères, den man mit 
Recht einen ministre étranger aux affaires nannte, und
seine diplomatischen Meditationen und Harmonien 
belustigten sehr die Fürsten der absoluten Prosa -
In der Tat, diese letzteren waren sehr beruhigt über 
die Absichten des Löwen, welcher damals die Mar-
seillaise des Friedens gezwitschert hatte, und sie 
waren vollkommen überzeugt, daß er kein Napoleon 
war, kein Kanonendonnergott, kein Gott des Blitzes, 
kein Blitz Gottes - Sie hatten vielleicht schon lange 
vor uns die Bemerkung gemacht, daß jener zweideuti-
ge Mann nicht bloß kein Blitz, sondern gerade das 
Gegenteil, nämlich ein Blitzableiter war, und sie be-
griffen, von welchem Nutzen ihnen ein solcher sein 
konnte zu einer Zeit, wo das ungeheuerlichste Volks-
gewitter das alte gotische Gesellschaftsgebäude zu 
zerschmettern drohte -
Nicht ich habe Herrn de Lamartine einen Blitzab-
leiter genannt; er selbst hat sich das Brandmal dieses 
Namens aufgedrückt. Denn wie es allen Schwätzern 
ergeht, denen nie die Plappermühle stillesteht, ent-
schlüpften ihm einst die naiven Worte: man beschul-
dige ihn, mit den Rädelsführern der republikanischen 
Partei gegen die Ordnung der Dinge konspiriert zu 
haben, ja, er habe mit ihnen konspiriert, aber wie der 
Blitzableiter mit dem Blitze konspiriere. Dieser fal-
sche Bruder war bei all seiner Duplizität auch die Un-
fähigkeit selbst, und da er für einen Dichter gilt, so 
konnten jetzt wieder die prosaischen Weltleute dar-
über spötteln, was dabei herauskomme, wenn man 
einem Dichter die Staatsangelegenheiten anvertraue. 
Nein, ihr irrt euch; die großen Dichter waren oft auch 
große Staatsmänner; die Musen sind ganz unschuldig 
an der gouvernementalen Ineptie des zweideutigen 
Mannes, und es ist noch eine Frage, ob das überhaupt
Poesie ist, was bei ihm die Franzosen bewundern. 
Seine Schönrednerei, seine brillante Suade erinnert 
viel mehr an einen Rhetor als einen Dichter. Soviel ist
gewiß, der chantre d'Eloah sündigte nicht durch Über-
fluß an Poesie; er ist nur ein lyrischer Ehrgeizling, der
uns in Versen immer gelangweilt und in Prosa düpiert
hat.
Ich brauche wohl nicht besonders zu erörtern, daß 
erst am 20. Dezember 1852 das französische Volk die
vollständige Genugtuung empfing, wodurch die alte 
Wunde seines gekränkten Nationalgefühls vernarben 
kann. Ich empfinde in tiefster Seele diesen Triumph, 
da ich einst die Niederlage so schmerzlich mitempfun-
den. Ich bin selbst ein Veteran, ein Krüppel mit belei-
digtem Herzen, und begreife den Jubel armer Stelzfü-
ße. Dazu habe ich auch die Schadenfreude, daß ich 
die Gedanken lese auf den Gesichtern unsrer alten 
Feinde, die gute Miene zum bösen Spiel machen. Es 
ist nicht ein neuer Mann, der jetzt auf dem französi-
schen Thron sitzt, sondern derselbe Napoleon Bona-
parte ist es, den die Heilige Allianz in die Acht erklärt
hat, gegen den sie den Krieg geführt und den sie ent-
setzt und getötet zu haben behauptete: er lebt noch 
immer, regiert noch immer - denn wie einst der 
König im alten Frankreich nie starb, so stirbt im 
neuen Frankreich auch der Kaiser nicht - und eben 
indem er sich jetzt Napoleon III. nennen läßt, prote-
stiert er gegen den Anschein, als habe er je aufgehört 
zu regieren, und indem die auswärtigen Mächte den 
heutigen Kaiser unter diesem Namen anerkannten, 
versöhnen sie das französische Nationalgefühl durch 
einen ebenso klugen wie gerechten Widerruf früherer 
Beleidigung.
Die Konsequenzen einer solchen Rehabilitation 
sind unendlich und werden gewiß heilsam sein für 
alle Völker Europas, namentlich für die Deutschen. 
Es ist nur schade, daß viele der alten Waterloo-Hel-
den diese Zeit nicht erlebt. Ihr Achilles, der Herzog 
von Wellington, hatte davon schon einen Vorge-
schmack, und bei dem letzten Waterloo-Dinner, das 
er mit seinen Myrmidonen am Jahrestag der Schlacht 
feierte, soll er miserabler und katzenjämmerlicher als 
je ausgesehen haben. Er ist auch bald hernach ver-
reckt, und John Bull steht an seinem Grab, kratzt sich
hinter den Ohren und brummt: »So hab ich mich nun 
umsonst in die ungeheure Schuldenlast gestürzt, die 
mich zwingt, wie ein Galeerensklave zu arbeiten - 
was nutzt mir jetzt die Schlacht bei Waterloo?« Ja, 
diese hat jetzt ihre frühere schnöde Bedeutung verlo-
ren, und Waterloo ist nur der Name einer verlorenen 
Schlacht, nichts mehr, nichts weniger, wie etwa Crécy
und Azincourt oder, um deutsch zu reden, wie Jena 
und Austerlitz.


II

Je ne vis pas non plus M. Villemain; sa femme de 
ménage me dit qu'il n'était pas visible, parce que 
c'était un jeudi, le jour où il se lave. En descendant 
l'escalier, je vis en bas un écriteau avec l'inscription: 
»Parlez au concierge«, et je m'empressai d'adresser 
quelques paroles obligeantes à ce brave homme; je lui
fis mon compliment sur la propreté de son illustre lo-
cataire qui se lave tous les jeudis. »Voyez-vous, lui 
dis-je, la propreté est une chose très rare chez les sa-
vants, et, par exemple, ce célèbre Casaubonus ne se 
lavait qu'une fois par an, le mardi gras, peut-être pour
se déguiser.« Le pipelet me fit une profonde révéren-
ce, et d'une voix soupirante il me répondit »Vous êtes
très honnête, monsieur, je dois vous détromper. 
L'illustre individu que je m'honore de compter parmi 
mes locataires ne fait pas une trop grande 
consommation d'eau de Seine, il n'enrichit pas les 
Auvergnats, et, sous le rapport de la propreté, il est 
un peu Casaubonus.« A ces mots il se mit à rire, et 
moi je m'en allai en riant également sans savoir pour-
quoi. Pour me donner des allures françaises je me 
dandinais et je fredonnais l'air: »Où allez-vous, mon-
sieur l'abbé? vous allez vous casser le nez«, lorsque 
sur mon chemin je vis surgir un grand édifice que l'on
me dit être le Panthéon. Il y avait là également une in-
scription, mais en marbre, et au lieu d'un »Parlez au 
portier«, on y lisait: »Aux grands hommes la patrie 
reconnaissante«. En entrant je ne vis qu'un énorme 
édifice plein de vide, une espèce de ballon en pierre, 
dans le milieu duquel se promenait tout seul un long 
et sec Anglais, ayant son »Guide de Paris« dans la 
bouche et les pouces de ses mains accrochés aux 
échancrures de son gilet. Je m'approchai de lui très 
poliment et lui dis: »A very fine exhibition!« j'ajoutai 
même »very fine indeed!« car j'espérais qu'en me 
répondant il laisserait son Guide tomber de sa bou-
che, comme dans la fable le corbeau laissa tomber de 
son bec le fromage. Mais le Guide dont je voulais 
m'emparer pour y chercher quelques renseignements 
ne tomba pas; le corbeau anglais tint ses dents 
serrées, et, sans faire la moindre attention à moi, il 
sortit. J'en fis de même, le suivant de près jusqu'au 
portique. Là, devant le péristyle, je remarquai la figu-
re joufflue d'une grosse commère, d'une femme aux 
grandes mamelles, comme on représentait alors la 
déesse de la liberté. C'était probablement la portière 
du Panthéon. Il me sembla que la vue du fils d'Albion
l'avait mise en très bonne humeur. En me faisant un 
signe d'intelligence, avec ses petits yeux qui 
pétillaient dans sa grosse face comme des vers 
luisants, elle se gaussa du pauvre Anglais, et j'enten-
dis pour la première fois ce gros rire gaulois qu'on ne 
connaît pas chez nous, et qui est très bonasse et très 
moqueur à la fois, comme le vin généreux de France 
ou un chapitre de Rabelais. Rien n'est plus contagieux
qu'une pareille hilarité, et moi-même je me mis à rire 
de bon cœur, comme je n'avais jamais ri dans mon 
pays. Pour entamer une conversation avec cette gail-
larde et amusante personne, il me vint l'idée de lui de-
mander où étaient les grands hommes dont parlait 
l'inscription de cet hôtel de la reconnaissance nationa-
le. A cette question la bonne rieuse éclata d'un rire en-
core plus étourdissant, les larmes lui vinrent aux 
yeux, elle dut se tenir le ventre pour ne pas étouffer, et
prenant haleine à chaque mot, elle répondit: »Ah! 
vous venez ici dans un mauvais moment. A l'heure 
qu'il est les grands hommes sont très rares chez nous: 
ils n'ont pas donné à la dernière récolte; mais nous 
espérons que la prochaine sera bien meilleure; nos 
grands hommes en herbe poussent d'une manière pro-
digieuse et promettent beaucoup. Si vous voulez voir 
ces grands hommes futurs, qui sont encore infiniment 
petits dans ce moment, vous n'avez qu'à vous rendre à
un établissement situé tout près d'ici, sur le boulevard
Montparnasse, et qu'on nomme la Grande Chaumière.
Là est la pépinière dansante de ces petits grands hom-
mes, de ces marmousets de la gloire qui seront un jour
l'orgueil de la France et la joie du genre humain; vous 
tombez bien, car c'est aujourd'hui un jeudi...« La folle
rieuse n'en pouvait plus, et lorsque je pris congé d'elle
pour m'acheminer vers l'endroit indiqué, j'entendis en-
core longtemps l'écho de sa gaieté.
En quelques minutes j'arrivai à ce Panthéon provi-
soire des futurs grands hommes de France, qu'on ap-
pelle la Grande Chaumière. C'est un nom auquel la 
pensée républicaine attache probablement une signifi-
cation occulte, car le chaume est l'emblème de la vie 
frugale et laborieuse, et il devient le symbole de ces 
prolétaires qui démoliront les superbes palais de l'or-
gueil et du vice aristocratiques, pour élever à leur 
place le foyer des bonnes mœurs et de la vertu, la 
Grande Chaumière du peuple. J'entrai dans le sanc-
tuaire de l'établissement qui porte le nom symbolique,
et je ne regrette guère les dix sous payés à l'entrée. J'y 
vis en effet les grands hommes futurs de la France, ces
petits grands hommes dont le front reflétait déjà l'au-
rore de leur gloire, je vis ces héros de l'avenir dont la 
vie et les hauts faits plus ou moins mirobolants seront
décrits par un Plutarque qui est encore à naître, ou qui
suce dans ce moment à la mamelle de sa mère, s'il 
n'est par hasard nourri au biberon. Tous ces personna-
ges appartenaient à la cause républicaine, et portaient 
le costume d'une forte conviction, c'est-à-dire un énor-
me feutre et un gilet à la Robespierre avec des revers 
d'une largeur démesurée et aussi blanc que la consci-
ence de l'Incorruptible! Chacun y était avec sa chacu-
ne, et les jeunes Jacobins dansaient avec leurs jeunes 
Jacobines. Il y avait des Caton en droit et des Brutus 
en médecine; il y avait des Sempronia exerçant la 
couture et des Portia giletières ou culottières, enfin la 
fine fleur du quartier des écoles. Ces grisettes citoyen-
nes étaient très jolies et aussi vertueuses que permet 
de l'être le climat du pays latin; toutes sans exception 
étaient des républicaines enragées: on dit qu'elles 
changent souvent leurs amants, mais jamais leurs opi-
nions. J'étais bien tombé, car ce jour-là le père Lahire,
le directeur de l'établissement, pour ainsi dire le garde
champêtre de cette grande Chaumière, était b........ 
colère, comme on disait au temps du Père Duchesne. 
Cet individu d'une force athlétique, et rageur par na-
ture, m'amusa beaucoup par la brutalité naïve avec 
laquelle il surveillait la décence de son public. Une 
pauvre petite, dont le fichu s'était un peu dérangé 
dans la ferveur d'une contredanse, se sauva toute 
tremblante, à son seul regard menaçant. Il chassa 
honteusement une autre petite citoyenne, qu'il trouvait
égalemen trop décolletée. Ce monstre ignorait qu'à 
Sparte les jeunes filles dansaient nues avec les jeunes 
gars lacédémoniens, sans que jamais la chasteté ait 
couru grand risque dans la ville de Lycurgue. C'est 
que la pudeur d'une femme est un rempart pour sa 
vertu, plus sûr que toutes les robes du monde, quel-
que peu échancrées qu'elles soient au-dessus de la 
gorge. Le père Lahire est la terreur en personne pour 
les danseurs qui outrepassent les bornes d'un cancan 
honnête. Il empoigna deux néo-Robespierre par leurs 
collets, et tenant avec ses longues mains chacun d'eux 
suspendu au-dessus du sol, comme jadis Hercule fit 
avec Antée, il les porta ainsi jusqu'au delà de la porte;
il jeta après eux un petit Saint-Just, qui avait mar-
ronné à la vue de cet acte de tyrannie. Celui-ci se re-
leva, décrotta sa redingote, redressa sa haute cravate, 
et protesta contre cette violation des droits de 
l'homme, en nommant le père Lahire un Polignac. 
L'orchestre jouait dans ce moment la Marseillaise.
Je dus à cet incident la connaissance d'une jeune 
personne qui se trouvait à côté de moi, et que je pro-
tégeais contre la foule curieuse. Elle était très 
mignonne, sa bouche était en cœur, ses yeux noirs 
étaient presque trop grands, et il y avait quelque 
chose de mutin dans la coupe de son nez retroussé, 
dont les narines finement ciselées se gonflaient de 
plaisir à chaque fanfare de la musique. On l'appelait 
mademoiselle Joséphine, ou Joséphine et même Fifine
tout court. Lorsqu'elle apprit que j'étais Allemand, 
elle fut très contente, et me pria de lui faire cadeau 
d'une peau d'ours, car depuis des années, disait-elle, 
elle désirait posséder une peau d'ours pour en faire 
une descente de lit; que c'était son rêve! Elle me 
croyait plus septentrional que je ne l'étais, et pro-
bablement ces dames s'imaginent que dans mon pays 
on n'a qu'à étendre la main pour saisir un ours au col-
let et faire bonne prise de sa peau. Elle était si insou-
ciante, son sourire était si caressant, son petit parler 
était si doux, son gazouillement résonnait si délicieu-
sement dans mon cœur, que j'aurais très volontiers, 
quelque bon patriote que je sois, sacrifié les peaux de 
tous les ours d'Allemagne pour plaire à cette enchan-
teresse française. Je notai tout de suite sa demande sur
mon carnet, et en prenant son adresse je lui promis 
qu'elle me verrait bientôt arriver chez elle avec ma 
peau d'ours allemande. En attendant je la priai de me 
faire l'honneur d'accepter de moi un fruit plus méri-
dional, c'est-à-dire une orange. Elle accepta sans 
cérémonie, en disant qu'après les pieds de cochon à la
Sainte-Menehould, ce qu'elle aimait le plus, c'étaient 
les oranges. »Mais pour ceux-là, les pieds de cochon, 
ajouta-t-elle, je les adore, je les idolâtre, et pour ce 
plat je ferais des bassesses.« Pendant que mademoi-
selle Joséphine mangeait et savourait son orange, ou 
pour employer sa propre locution, pendant qu'elle 
s'identifiait avec elle, je tâchai de l'entretenir d'une 
manière aussi agréable qu'instructive. A propos des 
peaux d'ours je lui parlai zoologie, j'abordai même la 
question la plus scabreuse de l'anatomie comparée, le 
question de la queue, à savoir si l'homme primitif a 
été doué d'une queue comme les singes, et si la race 
humaine a plus tard perdu cet ornement antédiluvien 
par quelque maladie plus ou moins honorable. Made-
moiselle Joséphine fut émerveillée de ma grande éru-
dition, et à plusieurs reprises elle me dit: »Monsieur, 
vous irez loin!« Je ne doute pas qu'elle ne m'ait donné
un bon coup d'épaule, en faisant la propagande de 
mes talents dans tout le faubourg Saint-Jacques et les 
rues adjacentes. C'est par les femmes que les réputa-
tions se font à Paris.
Quelque grande que soit ma gratitude envers elle, 
je suis pourtant forcé d'avouer avec franchise que 
dans mon entretien avec mademoiselle Joséphine je 
m'aperçus que la pauvre fille était très ignorante, et 
qu'elle ne connaissait même pas les notions ethnogra-
phiques les plus élémentaires. Elle ignorait, par ex-
emple, que la ville de Hambourg est une république 
comme autrefois Athènes, et qu'elle est située près 
d'Altona, où se trouve le tombeau de Klopstock. Elle 
ne savait guère non plus quelle différence il y a entre 
les Prussiens et les Russes, entre la schlague et le 
knout. Elle s'imaginait que l'astronomie était une in-
vention de M. Arago, et quand je lui appris que la 
terre, le globe que nous habitons, tourne continuelle-
ment autour du soleil, elle s'écria: »Quelle horreur! la 
seule idée d'un tel tournoiement me donne le vertige!«
Son corps grêle et délicat frémit comme un tremble, et
elle reprit: »Qui vous a donc dit que la terre tourne 
autour du soleil!« Quand je répondis que c'était un 
Polonais nommé Copernic, elle haussa les épaules et 
s'écria: »Un Polonais? alors je n'en crois pas un mot. 
Il faut toujours se méfier de ce que disent les Polo-
nais; ils n'ont pas inventé la vérité. Vous autres Alle-
mands, avec votre profond savoir, vous êtes trop cré-
dules. Est-ce que chez vous les femmes aussi croient à
ces billevesées d'un tournoiement de la terre qui font 
en même temps tourner le cœur? alors elles sont pro-
bablement moins nerveuses que nous, Françaises, et 
elles peuvent aussi, pour cette raison, supporter des 
études plus fortes; on m'a dit que les Allemandes sont
mille fois plus instruites que nous, et qu'elles savent 
par cœur toutes les momies d'Egypte. En vérité, nous 
autres jeunes personnes en France sommes mal édu-
quées, nous n'apprenons rien du tout, et moi qui vous 
parle, voyez-vous, je n'ai reçu aucune instruction: tout
ce que je sais de l'histoire naturelle je l'ai appris de 
moi-même.«
En flatteur galant je taxai d'exagération ces aveux 
d'ignorance nationale, et j'allai même jusqu'à rabais-
ser un peu outre mesure l'instruction des demoiselles 
allemandes. Je soutins qu'elle n'était pas aussi parfaite
qu'on se le figure à l'étranger qu'elle était même très 
défectueuse, et que, par exemple, j'avais vu dans ma 
patrie des jeunes filles soi-disant bien élevées qui ne 
savaient pas chanter les chansons grivoises de Béran-
ger! »C'est impossible!« s'écria mademoiselle Jo-
séphine.
Je me souviens aujourd'hui, à propos de cette ex-
cellente personne, des paroles de Méphistophélès qui,
en faisant boire à Faust de la coupe enchantée, lui dit:
»Avec ce breuvage dans le ventre, tu prendras chaque 
cotillon pour une Hélène.« La nouveauté du genre est 
le philtre qui opère le même charme sur tout Alle-
mand nouveau débarqué à Paris. Il raffole du minois 
de la première grisette venue, comme il est ravi de la 
cuisine du plus mauvais gargotier du Palais Royal où 
l'on dîne à deux francs par tête. Mais ce sont pour lui 
de nouveaux mets avec des sauces étrangères. Plus 
tard on a des nausées en se rappelant d'avoir avalé 
cette ratatouille équivoque et ultra-épicée; car nous 
avons dîné depuis dans des restaurants de bonne 
compagnie, avec des dames de bonne compagnie, et 
nous y avons appris à apprécier ces plats à la fois 
piquants et simples qui sont cuits à point, arrangés 
avec art, parfois un peu faisandés, mais toujours d'un 
goût exquis.
Le soir du même jour que j'avais visité la Grande 
Chaumière, où je vis les grands hommes de France 
encore dans l'état embryonique, un de mes compatrio-
tes qui était déjà répandu dans le monde, m'introduisit
dans un local qui avait quelque analogie avec celui 
dont je viens de parler. Le sexe féminin y était en ma-
jorité. C'est là que je fis la connaissance d'un grand 
homme qui alors était arrivé à l'apogée de sa gran-
deur. Depuis, sa célébrité a baissé, mais en France 
rien n'est stable, et les grands hommes s'éclipsent bien
vite; ils arrivent pour disparaître.

Ich sah auch nicht Herrn Villemain; seine Wirt-
schafterin sagte mir, daß er nicht zu sehen sei, weil 
Donnerstag wäre und er sich donnerstags wasche. Als
ich die Treppe hinunterstieg, sah ich unten ein Schild 
mit der Aufschrift: »Bitte sich an den Pförtner zu 
wenden«, und ich beeilte mich, an diesen braven 
Mann einige verbindliche Worte zu richten; ich be-
glückwünschte ihn zu der Sauberkeit seines berühm-
ten Mieters, der sich jeden Donnerstag wäscht. 
»Sehen Sie«, sagte ich zu ihm, »die Sauberkeit ist bei 
den Gelehrten eine sehr seltene Sache, und jener be-
rühmte Casaubonus zum Beispiel wusch sich nur ein-
mal im Jahr, zur Fastnacht, vielleicht um sich zu ver-
kleiden.« Der Pförtner machte eine tiefe Verbeugung 
und antwortete mit klagender Stimme: »Sie sind sehr 
ehrenwert, mein Herr, ich muß Sie enttäuschen. Die 
berühmte Persönlichkeit, die zu meinen Mietern zu 
zählen ich die Ehre habe, hat keinen allzu großen 
Verbrauch an Seinewasser, sie bereichert die Auver-
gnaten nicht und ist bezüglich der Sauberkeit ein 
wenig Casaubonus.« Bei diesen Worten begann er zu 
lachen, und ich ging fort und lachte gleichfalls, ohne 
zu wissen warum. Um mir französische Allüren zu 
geben, wiegte ich mich in den Hüften und summte die
Melodie: »Wohin gehen Sie, Herr Abbé? Sie werden 
sich die Nase brechen«, als ich auf meinem Wege ein 
großes Gebäude auftauchen sah, das das Pantheon 
sein sollte, wie man mir sagte. Auch dort war eine In-
schrift zu lesen, aber in Marmor, und anstelle eines 
»Bitte sich an den Pförtner zu wenden« las man: 
»Den großen Männern das dankbare Vaterland.« Als 
ich eintrat, sah ich nur ein riesiges Gebäude, das mit 
Leere angefüllt war, eine Art von steinernem Ballon, 
in dessen Mitte ganz allein ein langer und trockener 
Engländer umherspazierte, der seinen »Führer durch 
Paris« im Munde hatte und die Daumen seiner Hände 
in die Ärmelausschnitte seiner Weste eingehängt 
hatte. Ich näherte mich, ihm sehr höflich und sagte: 
»A very fine exhibition!«, ich fügte sogar hinzu: 
»Very fine indeed!«; denn ich hoffte, daß er seinen 
Reiseführer aus dem Munde fallen lassen würde, 
wenn er mir antwortete, wie der Rabe in der Fabel den
Käse aus seinem Schnabel fallen ließ. Doch der Rei-
seführer, dessen ich mich bemächtigen wollte, um 
darin einige Auskünfte zu suchen, fiel nicht; die 
Zähne des englischen Raben blieben zusammenge-
preßt, und ohne mir die geringste Aufmerksamkeit zu 
schenken, ging er hinaus. Ich tat das gleiche und folg-
te ihm auf dem Fuße bis zur Säulenhalle. Dort, vor 
dem Peristyl, bemerkte ich das pausbäckige Gesicht 
einer dicken Gevatterin, einer großbusigen Frau, wie 
man damals die Göttin der Freiheit darstellte. Das 
war wahrscheinlich die Türsteherin des Pantheons. 
Der Anblick von Albions Sohn schien sie in sehr gute
Laune versetzt zu haben. Indem sie mir mit ihren klei-
nen Augen, die in ihrem dicken Gesicht wie Glüh-
würmchen schimmerten, ein Zeichen des Einverständ-
nisses zublinkerte, machte sie sich über den armen 
Engländer lustig, und ich hörte zum erstenmal jenes 
derbe gallische Lachen, das man bei uns nicht kennt 
und das zugleich sehr gutmütig und sehr spöttisch ist,
wie der edle französische Wein oder ein Kapitel von 
Rabelais. Nichts ist ansteckender als eine solche Hei-
terkeit, und ich selbst begann herzlich zu lachen, wie 
ich niemals in meiner Heimat gelacht hatte. Um mit 
dieser munteren und amüsanten Person ein Gespräch 
anzuknüpfen, kam mir der Gedanke, sie zu fragen, wo
die großen Männer wären, von denen die Inschrift die-
ses Hauses der nationalen Dankbarkeit sprach. Bei 
dieser Frage brach die gute Lacherin in ein noch be-
täubenderes Lachen aus, die Tränen traten ihr in die 
Augen, sie mußte sich den Bauch halten, um nicht zu 
ersticken, und während sie bei jedem Wort nach Luft 
schnappte, erwiderte sie: »Ah! Sie kommen in einem 
schlechten Augenblick. Zur Zeit sind die großen Män-
ner bei uns sehr rar: die letzte Ernte hat nichts einge-
bracht; wir hoffen aber, daß die nächste weit besser 
sein wird; unsere künftigen großen Männer wachsen 
gewaltig heran und verheißen viel. Wenn Sie diese 
großen Männer der Zukunft, die augenblicklich noch 
unendlich klein sind, sehen wollen, dann brauchen Sie
sich nur in ein Etablissement zu begeben, das hier 
ganz in der Nähe liegt, auf dem Boulevard Montpar-
nasse, und das man die Grande Chaumière nennt. 
Dort ist die tanzende Pflanzstätte jener kleinen großen
Männer, jener Knirpse des Ruhms, die eines Tages 
der Stolz Frankreichs und die Freude des Menschen-
geschlechts sein werden. Sie kommen gerade recht, 
denn heute ist Donnerstag...« Die närrische Lacherin 
konnte nicht mehr, und als ich mich von ihr verab-
schiedete, um mich zu dem angegebenen Ort auf den 
Weg zu machen, hörte ich noch lange das Echo ihrer 
Heiterkeit. 
In wenigen Minuten langte ich bei jenem provisori-
schen Pantheon der künftigen großen Männer Frank-
reichs an, das man die Grande Chaumière nennt. Das 
ist ein Name, dem der republikanische Gedanke wahr-
scheinlich eine geheime Bedeutung beimißt, denn der 
Strohhalm ist das Sinnbild einfachen und arbeitsamen
Lebens, und er wird das Symbol jener Proletarier, die 
die stolzen Paläste des aristokratischen Hochmuts und
Lasters zerstören werden, um an ihrer Stelle das Haus
der guten Sitten und der Tugend, die Grande Chau-
mière des Volkes, zu errichten. Ich betrat das Heilig-
tum des Etablissements mit dem symbolischen 
Namen, und die zehn Sous, die ich am Eingang zahl-
te, tun mir nicht leid. Ich sah dort tatsächlich die 
künftigen großen Männer Frankreichs, jene kleinen 
großen Männer, auf deren Stirn bereits ein Abglanz 
der Morgenröte ihres Ruhmes lag, ich sah jene Hel-
den der Zukunft, deren Leben und mehr oder weniger 
erstaunliche Heldentaten ein Plutarch beschreiben 
wird, der noch geboren werden muß oder der in die-
sem Augenblick an der Brust seiner Mutter saugt, 
wenn er nicht zufällig mit der Flasche ernährt wird. 
All diese Personen hatten sich der republikanischen 
Sache verschrieben und trugen das Gewand einer star-
ken Überzeugung, das heißt einen riesigen Filzhut 
und eine Weste à la Robespierre mit Aufschlägen, die
übermäßig breit und so rein waren wie das Gewissen 
des Unbestechlichen! Jeder war dort mit seiner jeden, 
und die jungen Jakobiner tanzten mit ihren jungen Ja-
kobinerinnen. Man sah dort Catonen der Jurisprudenz
und Brutusse der Medizin; Sempronias, die die 
Schneiderei betrieben, und Portias, die Westen oder 
Hosen nähten, kurz: die Blüte des Studentenviertels. 
Diese Grisetten-Bürgerinnen waren sehr hübsch und 
so tugendhaft, wie es das Klima des lateinischen Lan-
des zu sein erlaubt; alle waren ausnahmslos erbitterte 
Republikanerinnen: es heißt, daß sie häufig ihre Lieb-
haber wechselten, doch niemals ihre Ansichten. Ich 
war zur rechten Zeit gekommen, denn an jenem Tage 
war der Vater Lahire, der Direktor des Etablisse-
ments, sozusagen der Feldhüter dieser großen Chau-
mière, verfl... wütend, wie man zur Zeit des Père Du-
chesne sagte. Dieses Individuum, von athletischer 
Kraft und von Natur jähzornig, amüsierte mich sehr 
durch die naive Brutalität, mit der er den Anstand sei-
nes Publikums überwachte. Eine arme Kleine, deren 
Busentuch im Eifer eines Kontertanzes ein wenig in 
Unordnung geraten war, flüchtete zitternd und bebend
bei seinem bloßen drohenden Blick. Eine andere klei-
ne Bürgerin, die gleichfalls zu tief dekolletiert war, 
verjagte er schimpflich. Dieses Ungeheuer wußte 
nicht, daß die jungen Mädchen in Sparta nackt mit 
den jungen lakedämonischen Burschen tanzten, ohne 
daß in der Stadt des Lykurg die Keuschheit jemals in 
große Gefahr geraten wäre. Die Züchtigkeit einer Frau
ist nämlich ein Schutzwall ihrer Tugend, sicherer als 
alle Kleider der Welt, sowenig ausgeschnitten sie 
über dem Busen auch sein mögen. Der Vater Lahire 
ist der personifizierte Schrecken für die Tänzer, die 
die Grenzen eines sittsamen Cancan überschreiten. Er
packte zwei Neo-Robespierres an ihren Kragen, hielt 
sie mit seinen beiden langen Armen über dem Boden 
in der Schwebe, wie es einstmals Herkules mit Antäus
machte, und schleppte sie so zur Tür hinaus; einen 
kleinen Saint-Just, der sich beim Anblick dieses 
Aktes der Tyrannei mausig gemacht hatte, schmiß er 
ihnen nach. Dieser erhob sich wieder, putzte seinen 
Rock ab, rückte seine hohe Krawatte zurecht und pro-
testierte gegen diese Vergewaltigung der Menschen-
rechte, wobei er den Vater Lahire einen Polignac 
nannte. Das Orchester spielte in diesem Augenblick 
die Marseillaise.
Diesem Zwischenfall verdankte ich die Bekannt-
schaft einer jungen Person, die sich an meiner Seite 
befand und die ich vor der neugierigen Menge schütz-
te. Sie war allerliebst, ihr Mund war herzförmig, ihre 
schwarzen Augen waren fast zu groß, und es lag 
etwas Eigensinniges im Schnitt ihrer Stupsnase, deren
feingeschwungene Flügel sich bei jedem Tusch der
Musik vor Vergnügen blähten. Man nannte sie Made-
moiselle Josephine oder Josephine und sogar einfach 
Fifine. Als sie erfuhr, daß ich Deutscher sei, war sie 
sehr zufrieden und bat mich, ihr ein Bärenfell zu 
schenken, denn seit Jahren, sagte sie, wünschte sie 
sich, ein Bärenfell zu besitzen, um daraus einen Bett-
vorleger zu machen; welch ein Wunschtraum! Sie 
hielt mich für nördlicher, als ich war, und wahrschein-
lich bilden sich diese Damen ein, daß man in meiner 
Heimat nur die Hand auszustrecken braucht, um einen
Bären am Schlafittchen zu packen und mit seinem 
Fell einen guten Fang zu machen. Sie war so unbe-
kümmert, ihr Lächeln war so einschmeichelnd, ihr 
niedliches Geschwätz so süß, ihr Gekicher klang so 
köstlich in meinem Herzen wider, daß ich sehr gern, 
ein so guter Patriot ich auch sein mag, die Felle aller 
deutschen Bären geopfert hätte, um dieser französi-
schen Zauberin zu gefallen. Ich trug ihre Bitte so-
gleich in mein Notizbuch ein, und als ich ihre Adresse
erhielt, versprach ich ihr, daß ich mich mit meiner 
deutschen Bärenhaut bald bei ihr einstellen würde. 
Unterdessen bat ich sie, mir die Ehre zu erweisen, 
eine südlichere Frucht, nämlich eine Orange, von mir 
anzunehmen. Sie nahm ohne weiteres an, wobei sie 
sagte, daß ihr die Orangen gleich nach den Schweins-
füßen à la Sainte-Menehould das liebste wären. »Was
aber die Schweinsfüße anlangt«, fügte sie hinzu, »so 
liebe ich sie leidenschaftlich, ich vergöttere sie, und 
für dieses Gericht würde ich Niederträchtigkeiten be-
gehen.« Während Mademoiselle Josephine genieße-
risch ihre Orange verzehrte oder, um ihre eigene Re-
dewendung zu gebrauchen, während sie sich mit ihr 
identifizierte, bemühte ich mich, sie auf so angenehme
wie lehrreiche Art zu unterhalten. In Zusammenhang 
mit den Bärenfellen sprach ich zu ihr über Zoologie, 
ich berührte sogar die heikelste Frage der vergleichen-
den Anatomie, die Frage des Schwanzes, ob nämlich 
der primitive Mensch wie die Affen mit einem 
Schwanz ausgestattet gewesen sei und ob die mensch-
liche Rasse diese vorsintflutliche Zierde durch eine 
mehr oder weniger ehrenhafte Krankheit verloren 
habe. Mademoiselle Josephine war über meine große 
Gelehrsamkeit aufs höchste verwundert, und mehr-
mals sagte sie zu mir: »Sie werden es weit bringen, 
Monsieur!« Ich zweifle nicht, daß sie mir unter die 
Arme gegriffen hat, als sie für meine Talente im gan-
zen Faubourg Saint-Jacques und den angrenzenden 
Straßen Reklame machte. In Paris verdankt man sein 
Ansehen den Frauen.
Wie groß auch meine Dankbarkeit ihr gegenüber 
sein mag, so muß ich dennoch freimütig gestehen, daß
ich während meiner Unterhaltung mit Mademoiselle 
Josephine bemerkte, daß das arme Mädchen sehr un-
wissend war und daß sie nicht einmal die 
elementarsten ethnographischen Begriffe kannte. Sie 
wußte zum Beispiel nicht, daß die Stadt Hamburg 
eine Republik ist wie einst Athen und daß sie in der 
Nähe von Altona liegt, wo sich das Grab Klopstocks 
befindet. Sie wußte auch kaum, welcher Unterschied 
zwischen Preußen und Russen, zwischen Stockschlä-
gen und Knutenhieben besteht. Sie bildete sich ein, 
daß die Astronomie eine Erfindung des Herrn Arago 
sei, und als ich ihr beibrachte, daß die Erde, der Erd-
ball, auf dem wir wohnen, unausgesetzt um die Sonne
kreist, rief sie aus: »Wie schrecklich! Der bloße Ge-
danke eines solchen Gedrehes macht mich schwind-
lig!« Ihr dünner, zarter Körper schauderte wie eine 
Zitterpappel, und sie fuhr fort: »Wer hat Ihnen denn 
gesagt, daß die Erde um die Sonne kreist!« Als ich er-
widerte, daß es ein Pole war namens Kopernikus, 
zuckte sie die Schultern und rief: »Ein Pole? Dann 
glaube ich kein Wort davon. Man muß dem, was die 
Polen sagen, immer mißtrauen; sie haben die Wahr-
heit nicht erfunden. Ihr Deutschen mit eurer tiefen Ge-
lehrsamkeit seid zu gutgläubig. Glauben bei euch 
auch die Frauen an diese Hirngespinste von einer Um-
drehung der Erde, bei der sich zugleich das Innere 
umdreht? Dann sind sie wahrscheinlich weniger ner-
vös als wir Französinnen und können aus diesem 
Grunde auch schwierigere Studien ertragen; man 
sagte mir, daß die deutschen Frauen tausendmal 
gelehrter sind als wir und daß sie alle ägyptischen 
Mumien auswendig kennen. Tatsächlich sind wir jun-
gen Mädchen in Frankreich schlecht erzogen, wir ler-
nen überhaupt nichts, und ich, die ich mit Ihnen spre-
che, sehen Sie, ich habe keinerlei Unterricht gehabt: 
alles, was ich von der Naturgeschichte weiß, habe ich 
von mir selbst gelernt.«
Als galanter Schmeichler hielt ich diese Geständ-
nisse nationaler Unwissenheit für Übertreibung, und 
ich ging sogar so weit, die Bildung der deutschen 
Fräuleins etwas über Gebühr herabzusetzen. Ich be-
hauptete, daß sie nicht so vollkommen sei, wie man 
sie sich im Ausland vorstellt, daß sie sogar sehr un-
vollkommen sei und daß ich zum Beispiel in meinem 
Vaterlande sogenannte guterzogene junge Mädchen 
gesehen hätte, die nicht die kecken Lieder Bérangers 
singen konnten! »Unmöglich!« rief Mademoiselle Jo-
sephine aus.
Ich erinnere mich heute im Zusammenhang mit die-
ser ausgezeichneten Person der Worte des Mephisto-
pheles, der, als er Faust aus dem Zauberbecher trin-
ken ließ, zu ihm sagte: »Du siehst mit diesem Trank 
im Leibe bald Helenen in jedem Weibe.« Die Neuheit
der Gattung ist der Liebestrank, der auf jeden frisch in
Paris gelandeten Deutschen den gleichen Zauber aus-
übt. Er ist in das niedliche Frätzchen der ersten besten
Grisette genauso vernarrt, wie ihn die Küche des 
übelsten Garkochs vom Palais Royal entzückt, wo 
man für zwei Franken pro Kopf diniert. Aber für ihn 
sind es neue Gerichte mit ausländischen Saucen. Spä-
terhin erregt es einem Übelkeit, wenn man sich daran 
erinnert, daß man diesen unbestimmbaren und über-
mäßig gewürzten Mischmasch hinuntergeschluckt 
hat; denn inzwischen haben wir in feinen Restaurants 
mit feinen Damen diniert, und dort haben wir die so 
pikanten wie einfachen Gerichte zu schätzen gelernt, 
die, gar gekocht und kunstvoll angerichtet, manchmal 
ein wenig nach Wild riechen, dabei aber stets köstlich
schmecken.
Am Abend desselben Tages, an dem ich die Grande
Chaumière besucht hatte, wo ich die großen Männer 
Frankreichs noch im Embryonalzustand sah, führte 
mich einer meiner Landsleute, der in der Gesellschaft 
bereits bekannt war, in ein Lokal ein, das mit demje-
nigen, von dem ich soeben gesprochen habe, einige 
Ähnlichkeit aufwies. Das weibliche Geschlecht war in
der Überzahl. Hier machte ich die Bekanntschaft 
eines großen Mannes, der damals auf dem Gipfel sei-
ner Größe angelangt war. Seitdem hat seine Berühmt-
heit nachgelassen, aber in Frankreich ist nichts be-
ständig, und die großen Männer tauchen sehr schnell 
unter; sie kommen nur, um wieder zu verschwinden.
 

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